Innovativer Spurwechsel: Automotive Standards als Beschleuniger für Softwareexzellenz

 

In einer Welt, die zunehmend von digitalen Innovationen angetrieben wird, ist die Übertragung von Fachwissen aus spezialisierten Bereichen, wie dem Automotive Software Engineering auf andere Branchen ein vielversprechender Weg, um Qualität und Skalierbarkeit von Softwareprodukten zu verbessern.  

Born electric – IT driven ist die DNA von TVM. Wir möchten in diesem Blog aufzeigen, wie unsere Expertise aus der Automotivebranche auf unsere Softwareprojekte ausstrahlt und diese so robust und skalierbar macht. 

 

Qualitätsstandards aus der Automotivebranche

Die Automobilindustrie ist bekannt für ihre hohen Qualitätsstandards und rigorosen Testverfahren. Der Grund dafür ist, dass Software, die in Fahrzeugen zum Einsatz kommt, absolut zuverlässig sein muss, da Fehler gravierende Sicherheitsrisiken für Menschen darstellen können.  

Beispiele hierfür sind: 

  • ASPICE (Automotive Software Process Improvement and Capability dEtermination): Ein Framework, das darauf abzielt, den Softwareentwicklungsprozess in der Automobilindustrie zu verbessern und zu bewerten. ASPICE legt klare Phasen und Frameworks für den Entwicklungsprozess fest, darunter Anforderungsmanagement, Design, Implementierung, Test und Wartung. Für jede Phase werden spezifische Aktivitäten und Verantwortlichkeiten definiert, was zu einer strukturierteren und systematischeren Vorgehensweise führt. Besonders wichtig für jedes Softwareprojekt ist hierbei das Anforderungsmanagement. Dieses Framework schreibt vor, nach welchen Kriterien Anforderungen erfasst, dokumentiert, überprüft und verwaltet werden sollen. Dies umfasst auch die Nachverfolgung von Änderungen an Anforderungen über den gesamten Lebenszyklus der Software hinweg. Der Terminus, der hierfür Verwendung findet, heißt Tracebility und seine Sicherstellung wird mit spezifischen Tools unterstützt. 

 

  • ISO 26262: Ein Standard für funktionale Sicherheit, der die gesamte Lebensdauer elektronischer Systeme in Kraftfahrzeugen abdeckt und darauf anzielt, Risiken und Fehlfunktionen zu identifizieren und zu minimieren. Aus diesem Standard kann besonders der Aspekt der Sicherheitsanalysen auf Softwareprojekte in anderen Branchen übertragen werden. Hier werden verschiedene Analysen wie FMEA (Failure Mode and Effects Analysis), FTA (Fault Tree Analysis) und andere Methoden eingesetzt, um potenzielle Fehlerquellen und deren Auswirkungen auf die Systemintegrität zu identifizieren und zu bewerten 

 

  • MISRA (Motor Industry Software Reliability Association): Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit, Zuverlässigkeit, Portabilität und Wartbarkeit von Software, die in Kraftfahrzeugen verwendet wird. Einer der bedeutendsten Aspekte, die wir in unsere Softwareentwicklungsprozesse einfließen lassen, sind strenge Codierungsregeln: MISRA definiert spezifische Regeln für die Programmierung. Diese Regeln schließen bestimmte Sprachkonstrukte aus, die als unsicher oder fehleranfällig gelten, und fördern stattdessen klarere und sicherere Alternativen. Überprüft werden diese Regeln durch statische Codeanalysen. 


Das Wissen um diese ausgefeilten Qualitätssicherungsprinzipien können wir bedarfsorientiert auf andere Branchen übertragen, um robustere, fehlerfreie und benutzerfreundlichere Softwarelösungen zu schaffen. 
 

AUTOSAR Prinzipien und Anwendbarkeit auf die Softwareentwicklung in anderen Branchen

Ein besonders herausragender Standard aus der Automotivewelt ist AUTOSAR (AUTomotive Open System ARchitecture). Er gehört zu den wichtigsten Softwareentwicklungsstandards in der Automobilindustrie. AUTOSAR ist eine weltweite Entwicklungspartnerschaft von Fahrzeugherstellern, Zulieferern und anderen Unternehmen aus der Elektronik-, Halbleiter- und Softwareindustrie. Sie hat zum Ziel, eine standardisierte Softwarearchitektur für elektronische Steuergeräte (ECUs) in Fahrzeugen zu etablieren und ist die Voraussetzung für effiziente unternehmensübergreifende Zusammenarbeit bei der SW-Entwicklung. 

Zur Anwendbarkeit der Prinzipien von AUTOSAR in anderen Branchen stellen wir folgende Aspekte vor: 

  • Modularität und Wiederverwendbarkeit: AUTOSAR fördert eine modulare Softwarearchitektur, die die Wiederverwendbarkeit von Softwarekomponenten ermöglicht. Diese Prinzipien können wir in anderen Branchen anwenden, um Entwicklungszeiten zu verkürzen und die Integrierbarkeit zu sichern. 
  • Standardisierung und Interoperabilität: Durch die Schaffung einheitlicher Schnittstellen und Standards erleichtert AUTOSAR die Integration verschiedener Systeme und Komponenten. Diese Architektur erleichtert die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Systemen und Herstellern. So können Low-Level und High-Level Software von unterschiedlichen Partnern entwickelt und anschließend reibungslos integriert werden. In der Webentwicklung sehen wir hier Analogien im Zusammenspiel von Frontend-, Middleware und Backendentwicklungsleistungen. 
  • Sicherheit und Zuverlässigkeit: Die hohen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsstandards von AUTOSAR sind entscheidend in der Automobilindustrie. Diese Standards können auf solchen Branchen übertragen werden, wo Datensicherheit und Zuverlässigkeit von Systemen von hoher Bedeutung sind. 
  • Skalierbarkeit: AUTOSAR unterstützt die Entwicklung skalierbarer Systeme, die von kleinen, nicht vernetzten Steuergeräten bis hin zu hochkomplexen, vernetzten Systemen reichen. Diese standardisierte Skalierbarkeit kann auch in anderen Technologiebereichen von erheblichem Nutzen sein. 

Obwohl AUTOSAR speziell für die Bedürfnisse der Automobilindustrie entwickelt wurde, lassen sich die Kernprinzipien der Modularität, Standardisierung, Sicherheit und Skalierbarkeit auf Softwareentwicklungsprojekte in anderen Branchen übertragen. Die Anpassung dieser Prinzipien erfordert ein tiefes Verständnis sowohl der AUTOSAR-Architektur als auch der spezifischen Anforderungen der jeweiligen Branche.  

Agile Methoden und kontinuierliche Verbesserung

Agile Softwareentwicklung, ein Kernprinzip in der modernen Automobilindustrie, fördert Flexibilität, schnelles Feedback und kontinuierliche Verbesserung. Diese Methodik ermöglicht es Teams, schnell auf Änderungen zu reagieren und Produkte iterativ zu entwickeln, was besonders in der schnelllebigen Welt der Webentwicklung von Vorteil ist. Durch die Übertragung dieser agilen Praktiken können Digitalisierungsagenturen ihre Entwicklungszyklen verkürzen und gleichzeitig die Qualität ihrer Produkte sicherstellen. 

Skalierbarkeit durch modulare Entwicklung

In der Automobilindustrie wird Software häufig modular entwickelt, um die Komplexität zu verringern und die Wiederverwendbarkeit von Code zu erhöhen. Diese modulare Herangehensweise ist ideal, um skalierbare Lösungen für Web- und Digitalisierungsprojekte zu schaffen. Unsere Kunden aus dem Bereich der Web- und Digitalisierungsagenturen können von dieser Methodik profitieren, indem wir für sie wiederverwendbare Komponenten entwickeln, die in verschiedenen Projekten eingesetzt werden können, was zu einer Reduzierung der Entwicklungszeit und -kosten führt. 

Wichtige Qualitätsmetriken für die Software

Die Messung der Softwarequalität ist sowohl in der Automotive-Softwareentwicklung als auch in der Softwareentwicklung allgemein von zentraler Bedeutung. Wir stellen hier 5 der wichtigsten Meßgrößen vor. 

  • Fehlerdichte: Diese Metrik misst die Anzahl der Fehler im Verhältnis zur Codegröße (zum Beispiel Fehler pro tausend Zeilen Code). Eine niedrigere Fehlerdichte weist auf eine höhere Softwarequalität hin. 
  • Codeabdeckung (Code Coverage): Codeabdeckung bezieht sich auf den Prozentsatz des Quellcodes, der durch automatisierte Tests abgedeckt wird. Hohe Codeabdeckung ist oft ein Indikator für eine umfassende Teststrategie, was wiederum auf eine hohe Softwarequalität hindeutet. 
  • Leistungsindikatoren (Performance Metrics): Dazu gehören Antwortzeiten, Durchsatz und Ressourcennutzung. Diese Metriken sind entscheidend, um zu bestimmen, wie effizient und effektiv die Software unter verschiedenen Betriebsbedingungen funktioniert. 
  • Wartbarkeit (Maintainability): Diese Metrik bewertet, wie einfach es ist, Änderungen am Code vorzunehmen, Fehler zu beheben oder neue Funktionen hinzuzufügen. Faktoren wie Code-Komplexität, Einhaltung von Codierungsstandards und Dokumentationsqualität beeinflussen die Wartbarkeit. 
  • Zuverlässigkeit (Reliability): Zuverlässigkeit misst, wie konsequent und verlässlich eine Software ihre beabsichtigten Funktionen unter spezifizierten Bedingungen ausführt. Dies umfasst die Häufigkeit und Schwere von Systemausfällen oder -abstürzen. 

In der Praxis können Dutzende von individuellen Metriken in einem umfassenden Softwarequalitätsmanagementplan berücksichtigt werden. Die Auswahl und Priorisierung dieser Metriken ist branchenspezifisch und hängt von den konkreten Zielen und Anforderungen des jeweiligen Projekts ab. 

Die ausgewählten Metriken, helfen unseren Entwicklern und Projektmanagern, die Qualität der implementierten Softwareprodukte zu bewerten und zu verbessern. Sie bieten zudem wertvolle Einblicke in verschiedene Aspekte der Softwarequalität, unterstützen die Entscheidungsfindung im Entwicklungsprozess und können für regelmäßige Statusberichte verwendet werden. 

Gängige Testmethoden in der Automotive-Industrie

Die Automobilindustrie setzt auf strenge Testverfahren, um die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Software zu gewährleisten. Die wichtigsten Testmethoden sind: 

  • Unit Testing: Testet einzelne Softwarekomponenten oder Module isoliert von anderen Teilen des Systems. Das Ziel besteht darin, sicherstellen, dass jede Komponente wie erwartet funktioniert und korrekt auf Eingaben reagiert. 
  • Integrationstesting: Überprüft, wie verschiedene Module oder Komponenten der Software zusammenarbeiten. Damit werden Fehler in den Schnittstellen und Interaktionen zwischen verschiedenen Teilen des Systems identifiziert. 
  • Systemtesting: Auch Spezifikationstest genannt, testet das gesamte Software-System als Ganzes und berprüft, ob das gesamte System die spezifizierten Anforderungen erfüllt und korrekt funktioniert. 
  • Funktionale Sicherheitstests (Functional Safety Testing): Diese Methode überprüft, ob die Software auch unter fehlerhaften Bedingungen sicher funktioniert. Es wird damit sichergestellt, dass die Software keine gefährlichen Zustände verursacht und Sicherheitsmechanismen wie erwartet funktionieren. 
  • Regressionstests werden durchgeführt, um sicherzustellen, dass Änderungen, Updates oder Verbesserungen die bestehende Funktionalität nicht beeinträchtigen. Diese Tests verifizieren, dass Änderungen keine unbeabsichtigten Nebenwirkungen auf die bestehende Funktionalität haben. 

Diese Testmethoden und deren richtige Kombination sind entscheidend für die Entwicklung sicherer und zuverlässiger Automotive-Software, insbesondere angesichts der wachsenden Komplexität und Vernetzung moderner Fahrzeugsysteme. 

Das Wissen um Art und Ziele dieser Testmethoden hilft uns dabei, Fehler während der Entwicklung frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Diese erhöht die Sicherheit, Robustheit und Qualität unserer Softwareprojektes. 

Zusammenfassung

Die Übertragung des Fachwissens und der bewährten Praktiken aus der Automotive Softwareentwicklung unter Berücksichtigung der spezifischen Anforderungen anderer Branchen bietet ein enormes Potenzial zur Steigerung der Qualität und Effizienz von Softwareprodukten. 

Die Gründe dafür liegen in den Aspekten hohe Qualitätsstandards, robuste Testverfahren, agile Entwicklungsmethoden und der Skalierbarkeit durch modulare Entwicklung. 

Sie wollen wissen, ob Erfahrung aus dem Automotive Software Engineering auch ihrem Projekt neue Impulse geben kann?   

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